Wir entschlossen uns Abisko Richtung Karsavagge Stugan (siehe Karte Hütte 3) zu verlassen um dann weiter im Norden auf dem Rallarvegen, ein Wanderpfad entlang der Kiriuna – Narvik Erzbahn, weiter zu wandern. Diese Route war wieder einmal geprägt von Naturschönheiten. Gleich nach Abisko überquert man eine imposante Brücke über den Abiskojakka Fluss. Der Pfad zog sich durch das Karsavagge Tal und am Abend fanden wir einen tollen Schlafplatz an einem See.
Karte: Norwegen (Narvik) – Schweden (Abisko) Punkte und Route können abweichen!
Wir mussten aber mitten in einem Rentier Aufmarschgebiet gezeltet haben, denn die ganze Nacht war Hochbetrieb im Tal. Es trampelte, stampfte und jaulte um uns herum dies tat unserem Schlaf aber keinen Abbruch.
Am nächsten Tag erstiegen wir den Gebirgskamm und nach einem anstrengenden Aufstieg zu einem Bergsee verkrochen wir uns auf ca. 1300 m müde in die Schlafsäcke. Es war ein super Schlafplatz, die vom Winter übriggebliebenen Schnee und Eisfelder reichten bis an den See heran. Wer über ein GPS und einen warmen Schlafsack verfügt und dort gerne übernachten will nur zu (siehe Karte Zeltplatz 7:N 68° 22´ 47.31“ E 18° 24´ 18.50“).
Der Aufstieg durch das Karsavagge Tal zu diesem Schlafplatz war eine der schönsten Abschnitte auf unserer gesamten Tour. Die vom Gletscher ausgeschälten Täler sind von Seen und mäandrierenden Flüssen durchzogen, die Natur befindet sich im Gleichgewicht und die übermächtig, alles verformende Menschenhand scheint weit, weit weg zu sein.
Am darauffolgenden Tag war so dichter Nebel, dass ich heute nicht mehr genau sagen kann wie es sich zugetragen hat, dass wir schlussendlich doch dort landeten wo wir hinwollten. Es war nicht ganz ungefährlich denn der Abstieg ins Tal Richtung Laktatjakkastugan war steil und die Felsen nass und rutschig. Froh es geschafft zu haben fanden weiter westlich, auf dem Weg nach Vassijaure eine kleine einräumige Schutzhütte in der wir uns für zwei Nächte einnisteten. Dort wollten wir dem Brotbacken doch noch eine Chance geben und wir versuchten es mit einer ausgeklügelten Konstruktion von Töpfen den Teig zum gären zu bringen. Es muss aber an der zu hohen Hitze gelegen haben, unser Brot wurde ein schwarzer Klumpen mit teigigem Kern und somit nur noch für wissenschaftliche Experimente interessant.
Vasijaure liegt an der Eisenbahnlinie und die war mit dem begleitenden Weitwanderweg dem Rallarvegen unsere nächste Destination. Der Rallarvegen war sozusagen der Zubringer- und Instandsetzungsweg für den Bau der Erzbahn. Früher führte hier keine Straße nach Narvik und die Bauarbeiter mussten das Baumaterial und Arbeitsgerät über den Rallarvegen schleppen. Für uns war Vasijaure das Paradebeispiel einer verlassenen Stadt in Wildwest Filmen. Kein Mensch weit und breit, der Wind fegte über die Geleise, es fehlte nur noch die Musik Ennio Morricone und wir hätten uns Federn in die Haare gesteckt.
Den Rallarvegen nach Westen folgend erreichten wir den Schiort Riksgränsen, das wie der Name schon sagt an der schwedisch norwegische Reichsgrenze liegt. Dort bestand noch einmal die Möglichkeit unsere Vorräte aufzustocken und ich deckte mich, sicher ist sicher mit 6 großen Tafeln Schokolade ein. Zirka 5 km hinter der Grenze schlängelt sich der Rallarvegen durch Birkenwälder hinunter in den Rombakenfjord den wir am späten Abend auch erreichen. Über den Sommer legen hier Boote aus Narvik an und bringen Wanderer oder nehmen sie mit zurück nach Narvik. Der Rombaksbotn ist an seinen Hängen sehr steil, deswegen wurde hier nie ein Wanderpfad angelegt auf dem man zurück nach Narvik hätte laufen können. Ende August war es aber schon zu spät und wir konnten auf kein Schiff mehr hoffen. Also blieben wir erst mal am Rombaksbotn, wir waren komplett alleine und schlugen unser Lager auf (Karte: Zeltplatz 9).
Da sich 1940 um Narvik die Britische Royal Navy und die deutsche Marine harte Gefechte lieferten, kann man vom Ufer aus den Bug eines deutschen Zerstörers beobachten, der dort noch immer aus dem Wasser ragt. Wir erfuhren, dass tauchbegeisterte von Narvik aus Wracktauchgänge buchen können um diese stählernen Gräber aus der Nähe zu beobachten. Wir versuchten uns hingegen in der survival Disziplin des Angelns was aber anhand mangelnder Köder, die norwegischen Fische waren wie es scheint an Brotkrumen nicht gewöhnt, scheiterte.