Ursprünglich wollten wir vom Rombaksbotn mit dem Bot, oder zumindest von Katterat aus mit der Lofotenbahn zurück nach Narvik fahren. Beides war aber nicht möglich, da es für den Schiffsverkehr zu spät im Sommer war und die Lofotenbahn in Katterat sobald nicht halten würde. Mit unseren Vorräten kamen wir noch gut über die Runden, so freuten wir uns auf eine letzte Etappe. Wir beschlossen in einem langen Bogen das Hinterland narviks zu umwandern und dadurch zurück zu unserem Ausgangspunkt Beisfjord zu gelangen. Dazu mussten wir den Weg wieder zurück nach Osten laufen und bogen dann Richtung süden ins Sørdalen und später ins Hunddalen ab.
Die Straße war befahrbar und als wir einen Tag später an einer Berghütte (nahe Hundalshytta) mit Strom, Parapolantenne und kompletter HIFI Ausstattung vorbeikamen wussten wir, dass es sich um die Zufahrt einer Sommerresidenz gehandelt haben muss. Auf unserer letzten Etappe wurden wir durch die Anwesenheit einer Elchkuh beehrt die mit zwei jungen unseren Weg kreuzte. Rainer so wie ich hatte noch nie einen Elch gesehen und wir waren erstaunt wie groß, stolz und kräftig diese Tiere sind. Den Titel „King oft he Wood“ tragen sie zu Recht.
Die Nacht war kalt und regnerisch wir verkrochen uns ins Zelt und trotzten in unseren Schlafsäcken der Kälte. Am nächsten Morgen begann ich Beeren zu sammeln und nach einem kräftigen Mix aus Müsli, Heidelbeeren und Preiselbeeren waren wir gerüstet für den vorletzten Marschtag. Mittlerweile waren wir schon wieder ca. eine Woche unterwegs und wir hatten den Kontakt zur uns gewohnten Welt wieder verloren. Unsere Gehirne, ausgetrocknet durch fehlende Reize wie Computer, Fernseher und Radio, begann sich ihre eigene Welt zu erschaffen. Rainer erzählte mir eine Phantasiestory einer chinesischen Geigenspielerin die mit ihm den Kampf mit der Eiskönigin aufnimmt. Jahre später erinnerte es mich an ein Buch das er mir gegeben hat – Illium von Dan Simmons. Ich entwickelte ein Computerspiel, in dem man alle Teile der Welt mit verschiedensten Völkern besiedeln, Handel treiben, Reiche gründen und Konflikte ausfechten konnte. Das alles über Internet, mit tausenden Mitspielern. Naja, die Idee ist natürlich nicht ganz von mir, ich will also hier kein Patent anmelden. Kann hier auf folgenden Link verweisen -> Achtung dieser Klick kann ihr Leben verändern!
Mit unserem Beerenmüsli im Bauch ging‘s flott weiter, wir passierten die Hundalshytta und erreichten den Basejavri Gletscher See. Die Schnee und Eisfelder gefolgt von Schmelzwasser nassen algenbewachsenen Felsen reichten bis an den See und wir mussten sie queren. Das Ganze Unterfangen war nicht ungefährlich und jeder mit einem Wanderstock als Stütze, arbeiteten wir uns Meter für Meter vorwärts. Ein Ausrutscher hier hätte zu einem zweifelhaften Badevergnügen im Basejavri See oder zu noch schlimmeren geführt. Es wurde schon dunkel, was bisher eigentlich nie ein Problem war, da es täglich nur 2 bis 3 Stunden dunkel ist. In diesem Abschnitt wurde mir aber doch etwas mulmig. Heil auf der anderen Seite angekommen bemerkten wir, dass es schon vier Uhr in der Früh war und wir hatten eine kleine Debatte über die Wahl unseres Schlafplatzes. Nach unserm täglichen Nudeltopf fanden wir schließlich in unser Zelt und auf hügeligstem Boden (heute würde so etwas als Gesundheitsmatratze gelten) schliefen wir dann mehr schlecht als recht.
Unser letzter Marschtag bricht an und wir schließen den langen Kreis den wir in norwegens und schwedens hohem Norden beschritten haben. Norwegen zeigt sich von seiner schönsten, rausten und zugleich faszinierendsten Seite und durch alpines Gelände und später durch einen vom Herbst verfärbten Birkenwald erreichen wir Beisfjord.