Friaul – Kärnten – Tirol: Radtour 2010
Adriatief, schlechtes Wetter und Kälte. Es boten sich optimale Trainingsbedingungen für meinen geplanten Islandurlaub im August (wenn Eyjafjallajökull gnädig ist). Bis auf Vulkanausbrüche konnten ich mich auf alle Gegebenheiten vorbereiten. Meine Ausrüstung und ich selbst wurden einer gründlichen Hauptdichteprüfung unterzogen und Fazit, ich bin sehr zufrieden und werde kaum etwas nachbessern müssen.
Meine Island Vorbereitungstour im Mai 2010 schien also vielversprechend zu werden!
Mein persönlicher Coach und Vater übernahm, freudig über einen Grund zur Urlaubsfahrt, die Anreise nach Aquileia nahe Grado an der Adria. Somit wurde aus einer erweiterten Runde um Innsbruck eine tolle Fahrt durch die Alpen. Aquileia war eine bedeutende Römische Hafenstadt und noch heute zeugen Ausgrabungsstätte von früherer Macht. Die Römer sicherten ihr Territorium so gegen Nordosten hin ab.
Die Route führte zuerst durch das Friaul den Tagliamento entlang nach Norden, an Udine vorbei und dann durch das Kanaltal nach Kärnten. Ab Arnoldstein bog ich nach Westen ab und Folgte der Gail zuerst durch das Gail- und dann durch das Lesachtal. Von Osttirol radelte ich das Pustertal entlang bis zum Eisakktal und dann, meine letzte Etappe, rauf auf den Brennerpass. Von dort war mein Ziel Innsbruck nicht mehr weit und nach sechs Tagen und 470 Kilometern war ich wieder wohl behalten zu hause angelangt.
… ein paar Bilder
Etappen (Kilometer, Fahrzeit):
Tag 1: 77,5km 4h50m Friaul
Tag 2: 74,7km 5h02m Friaul
Tag 3: 42,5km 2h53m Kärnten
Tag 4: 80,0km 6h27m Kärnten/Osttirol
Tag 5: 91,0km 5h30m Osttirol/Südtirol
Tag 6: 93,2km 5h37m Südtirol/Nordtirol
Höchste Erhebungen:
Kartitscher Sattel: 1523m
Brenner Pass: 1374m
Sella di Caporosso: 812m
Routenbeschreibung:
Von Aquileia aus fuhr ich über Landstraßen nach Norden, an Udine vorbei bis Gemona. Hier zeigten sich die Vorteile des navigierens mit GPS. Abseits der stark befahrenen Bundesstraße SS352 fand ich kaum befahrene, ruhige durch kleine Dörfer führende Wege. Auch durch Udine war mein Navi von großer Hilfe.
Die Radwege waren auf der gesamten Tour meist sehr gut ausgebaut und auch gut beschildert. Der asphaltierte Alpe- Adria Radweg im Kanaltal (Friaul) ist nur Teilweise fertiggestellt, wenn man ihn aber findet ist er super zu fahren. Übersichtskarten entlag des Radwegs sind sehr detailliert. Wer auf die Bundesstraße (SS13) ausweichen muss kommt dort am breiten Streifen neben der Fahrbahn auch gut voran.
Durch Kärnten führt der R3 Radweg das Gailtal entlang und auch dieser Radweg ist gut beschildert und durchgehend asphaltiert. Durchs wunderschöne Lesachtal gibt es leider keinen Radweg und ich empfehle die Strecke nicht am Wochenende zu fahren, da sie dort bestimmt stark von Motorradfahrern frequentiert wird. Die Fahrt durchs Lesachtal war auch sehr anstrengend, man erkämpft sich die erste Höhe bei St. Jakob um dann auch gleich wieder an Höhe zu verlieren. Es geht dann immer wieder Berg auf Berg ab bis man ab Untertilliach konstant zum Kartitscher Sattel Aufsteigt. Von Hermagor bis Obertilliach brauchte ich so sechsernhalb Stunden reine Fahrzeit. In der Biathlonarena kann man dann zelten, wer allerdings auf einen Campingplatz möchte muss bis Tassenbach weiterfahren.
Da die Pustertal Bundesstraße stark befahren ist war ich froh dort wieder auf Radwegen unterwegs zu sein. Der Radweg ist größtenteils asphaltiert und sehr gut beschildert. Bei Franzensfeste kann man dann weiter Radweg nach Sterzing oder nach Brixen fahren. Das Eisacktal nach Norden, richtung Sterzing, fahrend sind ein paar saftige Steigungen zu bewältigen. Wer aber bis Niederried vorgedrungen ist hat das schlimmste hinter sich gebracht. Bis Sterzing ist der Radweg wieder gut beschildert und asphaltiert. Schwierig wirds ab Sterzing, der Radweg auf den Brenner ist noch nicht ganz fertiggestellt und ich entschied mich zur Fahrt auf der Bundesstraße. Speziell nach Gossensass wird es steil und die Straße ist sehr eng. Dies war das unangenehmste Teilstück auf der gesamten Tour. Vom Brenner bis Innsbruck muss man dann Bundesstraße fahren. Bergab kein besonderes Problem, keinerlei Anstiege, aber bergauf empfehle ich nicht am Wochenende zu fahren, da diese Strecke bei Motorradfahrern sehr beliebt ist und bei schönwetter stark befahren wird.
Fazit:
Landschaftlich und kulturell ist diese Radtour besonders reizvoll. Von der alten Römerstadt Aquileia durchs Friaul bietet sich für kulturell interessierte einiges. Der obere Teil des Kanaltals und vorallem Kärnten beeindrucken durch landschaftliche Schönheit und ländliche Kultur. Tirol war ebenfalls landschaftlich beeindruckend hier ist es allerdings fahrerisch am anspruchsvollsten. Ich hatte einen tollen Urlaub und trotz dem schlechten Wetter eine super Radtour. Wer es etwas weniger anstrengend möchte, kann statt über den Kartitscher Sattel auch über den Gailbergsattel nach Lienz fahren und dann den Drauradweg weiter nach Westen. Ab Franzensfeste oder Sterzing kann man, so die italienische Bahn es erlaubt, auch auf die Schiene ausweichen um den Brennerpass etwas gemütlicher hinter sich zu bringen. Als Ausrüstung empfehle ich ein Tourenrad, wer so wie ich gerne zeltet findet immer wieder Campingplätze entlang der Route.